20 Juli 2006

Diplom nur gegen Bares

Keine Zeile selbst geschrieben – und doch ein Diplom in der Tasche. Mit genügend Kleingeld und einer gewissen Unverfrorenheit ist das kein Problem. Denn für diesen Fall bieten im Internet zahlreiche Ghostwriter ihre Dienste an. Fristgerecht und anonym liefern sie Hausarbeiten, Abschlussarbeiten und auch Dissertationen. Und Wochen später hält der Auftraggeber "seine" Arbeit in Händen.

(Foto: gisa, photocase.com)

Hurra! Endlich fertig!

Einen umfangreichen Text oder ein großes Projekt selbst zu bewältigen hat eine ganze Reihe von Vorteile:



• Irgendwann ist es tatsächlich aus eigener Kraft geschafft! Das stärkt das Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein

• Durch die Arbeit lernt man mit hohem Druck umzugehen

• Für den späteren Job sehr wichtig ist, dass man nun seine Stärken und Grenzen besser einzuschätzen weiß

• Diese Erfahrung lehrt, sich mit einem großen Projekt über längere Zeit auseinander zu setzen

• Nur so ist möglich, eigene Schwächen festzustellen, daran zu feilen und diese teilweise auszubügeln

(Foto: ninino, photocase.com)

Wie finden Sie das denn?

Betroffene erzählen

Was Ghostwriter, Professoren und gestresste Studenten zu diesem Thema zu sagen haben, lesen Sie in der aktuellen ECHT.
Ab dem 9. August 2007 im Zeitschriftenhandel.

In fünf Tagen muss der Bericht stehen ...


Viele Auszubildende und Berufsanfänger kennen das: Sie sollen einen Bericht schreiben, doch die Schreibblockade wächst und wächst. Noch dazu verrinnt die Zeit. Ein paar Tipps vom Profi können helfen, besser mit dem Pensum der verbleibenden Tage umzugehen und die Angst vor dem leeren Blatt zu vertreiben.

Gute Anlaufstellen für allerlei Kurse sind die Volkshochschulen. Den schnellsten Weg zur örtlichen VHS finden Sie zum Beispiel unter www.vhs.de.

(Foto: m.star, photocase.com)

Nützliche Tipps zum Schreibprozess und zur Zeiteinteilung

Man kann nie früh genug damit anfangen, sich zu informieren, wie eine wissenschaftliche Arbeit korrekt erstellt werden muss. Profis helfen bei solcherlei Fragen.

So etwa Beate Richter. Sie bietet in Berlin Kompaktkurse an, die Sicherheit im Schreiben geben. Kosten ab 55 Euro.
Infos unter www.wisch-werkstatt.net

In vielen deutschen Städten finden Seminare zum Thema Zeit- und Aufgabenmanagement statt:
Zum Beispiel am 22. August 2006 in München, Leipzig, Stuttgart und Frankfurt und am 19. September 2006 in Berlin, Bremen, Hamburg und Hannover. Kostenpunkt jeweils zirka 200 Euro.
Informationen und Anmeldeformular bei Kontrast Consulting Ltd.

Auch viele Unis bieten entsprechende Seminare an. Interessierte wenden sich am besten an eines der 61 Studentenwerke, die alle deutschen Hochschulen versorgen.

WOCHENPLÄNE für die ideale Zeiteinteilung können ebenfalls hilfreiche Dienste erweisen. Es gibt sie zum Download im Internet, zum Beispiel auf der Seite www.zeitzuleben.de

(Foto: lutzlange, photocase.com)

Mal herum gefragt ...

Meinungen

Wer sich im Internet umsieht, findet einige Foren, die sich mit dem Thema akademischer Ideenklau beschäftigen.
Auf uni-protokolle.de etwa läuft eine Diskussion darüber. Viele Teilnehmer haben eine ganz klare Meinung, so
polity_x, der sagt:

Texte zu kopieren ist unterste Schublade.
Wer das Studium nicht schafft sollte nicht studieren. Es wird gefordert, dass man selbstständig wissenschaftlich arbeiten kann - wer das nicht leisten kann, hat an der Universität nichts zu suchen.

Die Konsequenzen sollten allen klar sein.
Wer bei der Kopie eines Textes erwischt wird, und ich meine hier nicht nur das Copy & Paste- Verhalten mancher Kommilitonen sondern auch das nicht-kenntlichmachen zitierter oder entlehnter Textstellen, begeht Diebstahl geistigen Eigentums. Dies kann bis zur Exmatrikulation führen.

Weiterhin verstehe ich die Motivation nicht. Irgendwann muss jeder seine Abschlussarbeit schreiben, sei es nun Diplom, Bachelor oder Magister. Warum nutzen manche Studenten die Hausarbeiten nicht, um zu üben?

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Wenn irgendwo jemand eine Diplomarbeit schreibt, ist an einem fernen Rechner garantiert auch ein anderes armes Würstchen ebenso am Stöhnen. Oder zwei... oder drei...! Jedenfalls kann man sich in zahlreichen Blogs mit Leidensgenossen austauschen.

Zum Beispiel mit "fudge", der sich im Januar 2006 unter Zeitdruck fühlte:

Ich weiß, 3 Wochen hört sich an wie Nichts, aber sie können soooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo
unglaublich lange sein, wenn man noch für drei Klausuren lernt und in der selben Zeit eine Diplomarbeit abgeben muss.
Und zugleich viel zu kurz, wenn so langsam die Zeit weg läuft.
Kurz - ich habe mich durch meine Faulheit unter extremen Stress gesetzt!

Viele Besucher auf seinem Blog haben ihm Mut zugesprochen und ihm bis zum Tag X der Abgabe die Daumen gedrückt.

Besonders zu empfehlen ist auch der Blog von Dirk, der gerade an seiner Magisterarbeit sitzt.

Nicht alle Ghostwriter setzen ihre Talente fragwürdig ein ...

... Die Beatles haben schon 1966 besungen, wie die klugen Köpfe ihre Qualitäten sinnvoll nutzen können:

Was ein Personalchef über gefälschte Abschlussarbeiten denkt

Dr. Kai Burr, Personalchef der Hubert Burda Media, findet klare Worte.



Herr Burr, haben Sie als Personalchef Verständnis für Studenten, die sich mit nicht selbst geschrieben Diplomarbeiten bewerben?

Burr: Nein, für Studenten, die sich mit gefälschten Diplomarbeiten bewerben, fehlt mir jegliches Verständnis. Wer nicht eigene Diplomarbeiten abgibt oder sich damit nach dem Studium bewirbt, betrügt nicht nur die zukünftigen Arbeitgeber, sondern auch die Mitbewerber. Das ist wie Doping im Sport. Wenn Jan Ullrich bei der „Tour de France“ dopt, wird er schließlich auch gesperrt.

Ist Ihnen als Personalchef selbst schon mal ein Bewerber untergekommen, der sich mit einer gefälschten Diplomarbeit beworben hat?

Burr: Bei den Tausenden von Bewerbungen, die ich in meiner Zeit als Personaler gesichtet habe, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die eine oder andere falsche Arbeit dabei war. Es gab bisher aber noch keinen Bewerber, bei dem dies nachzuweisen war oder von dem mir Betrug bekannt geworden ist.

Würden Sie auch einen Bewerber einstellen, von dessen hoher Leistungsfähigkeit Sie absolut überzeugt sind, bei dem Sie aber eine gefälschte Diplomarbeit vermuten?

Burr: Sicher nicht. Wer schon bei der Bewerbung mutmaßlich nicht die Wahrheit sagt, wird nicht eingestellt. Die Vertrauensbasis für eine Zusammenarbeit muss vorhanden sein.