20 Juli 2006

Was ein Personalchef über gefälschte Abschlussarbeiten denkt

Dr. Kai Burr, Personalchef der Hubert Burda Media, findet klare Worte.



Herr Burr, haben Sie als Personalchef Verständnis für Studenten, die sich mit nicht selbst geschrieben Diplomarbeiten bewerben?

Burr: Nein, für Studenten, die sich mit gefälschten Diplomarbeiten bewerben, fehlt mir jegliches Verständnis. Wer nicht eigene Diplomarbeiten abgibt oder sich damit nach dem Studium bewirbt, betrügt nicht nur die zukünftigen Arbeitgeber, sondern auch die Mitbewerber. Das ist wie Doping im Sport. Wenn Jan Ullrich bei der „Tour de France“ dopt, wird er schließlich auch gesperrt.

Ist Ihnen als Personalchef selbst schon mal ein Bewerber untergekommen, der sich mit einer gefälschten Diplomarbeit beworben hat?

Burr: Bei den Tausenden von Bewerbungen, die ich in meiner Zeit als Personaler gesichtet habe, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die eine oder andere falsche Arbeit dabei war. Es gab bisher aber noch keinen Bewerber, bei dem dies nachzuweisen war oder von dem mir Betrug bekannt geworden ist.

Würden Sie auch einen Bewerber einstellen, von dessen hoher Leistungsfähigkeit Sie absolut überzeugt sind, bei dem Sie aber eine gefälschte Diplomarbeit vermuten?

Burr: Sicher nicht. Wer schon bei der Bewerbung mutmaßlich nicht die Wahrheit sagt, wird nicht eingestellt. Die Vertrauensbasis für eine Zusammenarbeit muss vorhanden sein.